Aus der Einleitung

 

Falsche Tatsachen werden nicht dadurch wahrer, dass sie gebetsmühlenartig wiederholt werden. Was sich jedoch verändert, ist das Bewusstsein einer Gesellschaft, die immer häufiger mit einer verzerrten und ideologisierten Geschichtsdarstellung konfrontiert wird.

 

So entsteht im Laufe der Zeit eine falsche Sicht auf historische Zusammenhänge, und der, der die tatsächlichen Fakten (an)erkennt, wird immer häufiger in die Position eines Extremisten, oder sagen wir es im politisch korrekten Jargon – eines Rechtspopulisten gedrängt. Die Verdrängung von unliebsamen historischen Zusammenhängen vollzog sich am konsequentesten in Nazideutschland, und diese Form der Geschichtskittung ist letzten Endes ein Merkmal aller totalitären Systeme, die eben nur eine bestimmte, eine ihr zweckdienliche Sicht auf Geschichte gelten lassen wollen.

 

Dieses Phänomen ist heute in abgemilderter Form – welche jedoch stetig aggressiver in ihrer Rhetorik wird – auch in der demokratischen Welt zu beobachten; auch in Deutschland, und auf dem Boden einer Geschichte, die es wie kein zweites Volk sensibel gegenüber der Perversion des Antisemitismus machen sollte.

 

In diesem Zusammenhang spreche ich von einer subtilen Meinungsdiktatur, angeführt vom immensen Einfluss der Medien als immer bedeutenderen Gewalt unseres Informationszeitalters; dicht gefolgt jedoch von immer mehr Menschen, die nicht die Zeit, die Kraft, die Lust, oder die Bildung haben, bestimmte Zusammenhänge zu untersuchen, ob sie denn auch sachlich richtig sind. Dies ist die schweigende Mehrheit, und auf sie stützt sich jede ideologielastige Geschichtsdarstellung.

 

Irgendwann entsteht auf diese Weise in der breiten Masse eine Sicht auf Realität, die den Tatsachen [die immer weniger bekannt sind, denn niemand will sich aufgrund von Vorurteilen damit beschäftigen] zwar nicht standhält, die aber als Wirklichkeit gedeutet wird.

 

Israel ist in diesem Kontext ein Minenfeld.

 

Ich habe dieses Buch geschrieben, weil nicht nur ich glaube, dass wir in einer sehr kritischen, einer sehr entscheidenden Zeit leben. Einer Zeit, in der das uralte Gespenst des Antisemitismus sein hässliches Haupt erhebt, viele Menschen bereits verführt hat, und noch etliche weitere in den Abgrund einer pervertierten (Doppel)Moral führen könnte; und was daraus entstehen kann, sollten wir gut wissen …

 

Die einleitende Persiflage bezieht sich auf ein politisches Gedicht des deutschen Nobelpreisträger für Literatur, Günter Grass, einem – sagen wir – typischen Vertreter eines Antisemitismus mit linksintellektuellem Anstrich, welcher in erster Linie nicht rassistisch motiviert ist (und daher nicht so offensichtlich) sondern sich antizionistisch gibt, also gegen den Staat Israel als vorgeblichen Unrechtsstaat gerichtet ist.

 

Diese Form der Judenfeindschaft wird genährt durch die humanistische Utopie einer vollkommen gerechten Gesellschaft, in der es möglich sei, dass alle Menschen friedlich miteinander leben. Und Israel müsste es eigentlich besser wissen, und müsste doch aufgrund seiner demokratischen Erfahrung in den westlichen Ländern besser mit seinem noch nicht vollends aufgeklärten Umfeld zurecht kommen. Das ist ein häufiges Argument intellektueller, fortschrittlicher Kreise. Diese subtile Form von Ressentiments gegen Juden, die sich in etwa folgendermaßen äußert: ›Ich hab ja eigentlich nichts gegen die Juden, aber die israelische Regierung …‹, ist in besonderer Weise dazu geeignet, das böse Feuer des Judenhasses in einer Gesellschaft anzufachen, die im Gros die Vergangenheit weder anerkennt noch versteht. Einer Gesellschaft, die beinahe so verführbar geworden ist, wie zu Zeiten eines Bismarck oder im Letzten eines Hitler. Einer Gesellschaft, die verzweifelt nach Antworten sucht, ohne sie zu finden, und deren intellektuelle Eliten größtenteils zu feige ist, um sich wirklich relevanten Fragen zu stellen, wie etwa diesen:

 

Bedeutet Islam wirklich Friede, wie uns unablässig von den Medien eingehämmert wird? Ist unsere Demokratie vielleicht doch in Gefahr, weil in großen Teilen des Volkes ein Duckmäusertum und eine Wehrlosigkeit herrscht, die Islamisten (zu Recht!) verachten? In der heutigen Jugendsprache wird nahezu jeder, der nicht cool erscheint, als ›Opfer‹ bezeichnet. Dieses Wort stammt eindeutig aus der Migrantenszene, und hier insbesondere von muslimischen Jugendlichen, die zum großen Teil mit einem archaischen Männerbild der Überlegenheit (nicht nur Frauen gegenüber!) groß geworden sind. Dies sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse der empirischen Sozialforschung, egal, ob sie in das Weltbild bestimmter Leute passen mögen oder nicht. Darüber gibt es genug Publikationen, gerade auch in jüngster Zeit. Es ist aber auch die Lehre der Antisemitismusforschung, dass derjenige bevorzugt als Opfer ausgewählt wird, als Projektionsfläche von Hass, Neid, Arroganz und auch Minderwertigkeitsgefühlen, der schwach und wehrlos erscheint. Denn …

 

im Islam ist der Dschihad gesetzlich vorgeschrieben, weil er einen universalen Auftrag hat und gehalten ist, die gesamte Menschheit freiwillig oder gezwungen zur Religion des Islam zu bekehren. Weil dies so ist, sind Kalifat und Königtum vereint … wir brauchen nicht darüber [über ihren Unglauben] zu diskutieren, und stellen sie vor die Wahl: Bekehrung zum Islam, Zahlung der Dschyzy [Dhimmisteuer], oder Tod.

Khaldun, Ibn, berühmter arabischer Gelehrter, 1332-1406 [… und dieser Mann, der dem Westen als großer Gelehrter der blühendsten Epoche des Islam bekannt ist, hat den Koran mit Sicherheit sehr gut studiert!]

 

 

Dieser Anspruch ist für den Koran vollkommen klar, und Ibn Khaldun führt nur konsequent aus, was er vorfand:

 

Er ist`s, der seinen Gesandten [Mohammed] mit der Leitung und der Religion der Wahrheit entsandt hat, um sie über jede andere Religion siegreich zu machen, auch wenn es den Götzendienern [den Ungläubigen] zuwider ist.

Sure 61, Vers 9

 

Kämpft (mit der Waffe) gegen sie, bis es keine Versuchung (zum Abfall vom Islam) mehr gibt und die Religion überall Allahs ist. Wenn sie jedoch (mit ihrem gottlosen Treiben) aufhören (und sich bekehren), darf es keine Feindseligkeit mehr geben.

Sure 8, Vers 39

 

Ganz folgerichtig heißt es auch in der Präambel der ›Kairoer Erklärung der Menschenrechte‹ von 1990:

 

Die Mitglieder der Organisation der Islamischen Konferenz betonen die kulturelle und historische Rolle der islamischen Umma [der islamischen Glaubensgemeinschaft], die von Gott als die beste Nation geschaffen wurde, und die der Menschheit eine universale und und wohlausgewogene Zivilisation gebracht hat [...]

 

 

Die innere Wehrfähigkeit also, die notwendig wäre, um diesem Geist einer angeblich überlegenen Religion und Kultur, die die Weltherrschaft anstrebt, wirksam begegnen zu können, hat nichts mit Rassismus oder Nationalismus oder auch nur mit Narzissmus zu tun: Diese Notwendigkeit einer Verteidigung unserer Werte, und im letzten unserer Demokratie gründet sich auf gesunde Identität, sie wäre ein Ausdruck von Zivilcourage, von ruhendem Selbstvertrauen, und nicht zuletzt wäre sie Ausdruck der Fürsorge für die Schwachen und Schutzlosen, was immer und zu jeder Zeit die höchste Tugend und Entfaltung wahrer Demokratie bedeutete.

 

Diese Studie, die besonders den moslemisch motivierten Antisemitismus beleuchtet, wobei der islamistische Terror lediglich die gewaltbereite und konsequenteste Variante des Islam darstellt, geht von einer der grundlegenden Strategien des arabischen Kampfes gegen den Staat Israel aus: Israel in den Augen der Welt als Unrechtsstaat zu diskreditieren, und zwar vorwiegend mittels Verleumdung und Geschichtsfälschung.

 

Denn dieses ›Grundparadigma‹, nämlich der Hass gegen den Aggressor Israel, der den Arabern die Geschichte und das Land gestohlen habe – dieses Weltbild, das bis jetzt noch jede arabische Regierung mal mehr, mal weniger vehement vertritt, ist tatsächlich eine der großen Konstanten der arabischen Politik. Das Problem dabei ist, dass bis heute wenige westliche Staaten diese Grundhaltung wirklich verstehen, und in ihre Überlegungen einbeziehen, noch verstehen können – denn diese Denkart widerstrebt schlicht jeder demokratischen, rationalen Weltsicht. So lebt ein Großteil der westlichen Welt nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf, und steckt den Kopf in Sand.

 

Die Frage, ob die verwendeten Zitate in diesem Buch, die mit ausführlicher Quellenangabe zur privaten Recherche versehen sind, glaubhaft sind, muss jeder Leser selbst beantworten. Denn eine wichtige Lehre habe ich aus Gesprächen, die ich im Vorfeld zu dieser Publikation führte, gezogen: Die meisten Menschen glauben nur das, was sie glauben wollen. Und wenn man eine bestimmte Sache nicht glauben will, können selbst die besten empirischen Fakten nicht zu einer Änderung des Denkens beitragen.

 

Zum Schluss dieser Einleitung sei mir noch ein Zitat des deutschen Widerstandskämpfers und Theologen Dietrich Bonhoeffer gestattet.

 

Schweigen angesichts des Bösen ist in sich selbst böse. Gott wird uns nicht von der Schuld freisprechen. Nichts sagen, sagt auch etwas. Wer nichts tut, tut auch etwas.

 

 

 

 

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© 2013 Daniel Leon